Back to Bukarest
Ein bisschen wandele ich ja auf dieser Reise auf den Spuren von Patrick Leigh Fermor, der 1933/34 durch Mittel- und Osteuropa nach Istanbul gewandert ist. Ich bin mit Zug und Bus unterwegs und will auch weiter ostwärts, aber es ist faszinierend, wie einige seiner Beobachtungen immer noch aktuell sind und andere wiederum eine untergegangene Welt beschreiben.
Im wunderschönen Palais Sutu hatte er damals ein paar Tage bei neuen Bekannten … nun ja, einer reichen Bankiersfamilie, gewohnt und war auf glanzvollen Parties in Bukarest, bevor er wieder weiter zu Fuß unterwegs war und bei Bauern oder Schafhirten übernachtete. Nach dem Krieg verlor die Familie natürlich ihr Palais; sie sind im Gegensatz zu anderen seiner Reisebekanntschaften noch in den Westen geflohen. Wer wissen will, wie es sich im kommunistischen Rumänien gelebt hat, macht am besten eine Tour bei Guruwalks oder einem der anderen Anbieter mit.
Architektur ohne Grenzen
Während in Siebenbürgen inzwischen eine Menge Geld in die Sanierung der alten Häuser geflossen ist, hat Bukarest noch einen langen Weg von sich. Seit meinem letzten Besuch vor diversen Jahren scheint sich kaum was verändert zu haben. Immer noch lassen sich alle möglichen Baustile in allen möglichen Zuständen finden. Wer sich für Architektur interessiert, kann hier viel Zeit zubringen. Eine gute Beschreibung findet sich aktuell in der Zeitschrift Baumeister. Ein Zitat:
Wer Bukarest wirklich verstehen will, muss sich auf ein architektonisches Paradox einlassen: Hier kämpft das Unfertige tagtäglich mit dem Visionären um den ersten Platz. Und mittendrin die Frage: Was bedeutet heute eigentlich “Stadt”?
Eines der größten zivilen Gebäude ist bekanntlich der Palast von Nicolae Ceausescu. Für dessen Bau inklusive eines sich anschließenden Prachtboulevards, der unbedingt länger als die Champs Élysées sein musste, musste erstmal Platz geschaffen werden. Mutigen Leuten ist zu verdanken , dass das Kloster Antim und eine Kirche stehen bleiben durften. Die Kirche wurde allerdings 250 m versetzt.
Den Boulevard muss man sich ein bisschen vorstellen wie die Frankfurter Allee (die ehemalige Stalinallee). Ich hab es mir nicht nehmen lassen und dort im 7. Stock im Airbnb bei Hasard und ihren zwei verspielten Katzen einen Ausblick auf den Palast zu haben.


Eine grüne Oase in der Hauptstadt
Wem die Stadt zu heiß und zu trubelig ist, kann eine schöne Pause im Nationalen Freilichtmuseum machen. Hier wurden bereits 1936 alte Bauernhäuser aus allen Teilen des Landes zusammengetragen. Unter anderem könnt ihr euch ein Bauernhaus der Lipowaner aus dem Donaudelta anschauen. Diese Minderheit russischsprachiger „Altgläubiger“ flohen im 17. Jh. aus Russland auch in diese Region. Patrick Fermor schreibt darüber bereits auf seiner Reise; 1937 war er dann selbstredend auch im Donaudelta. Man kann sich in den Häusern, die meisten komplett eingerichtet, gut vorstellen, wie er dort übernachtet hat auf seinem Weg – oft in einem Raum mit allen Familienangehörigen, da es keinen Platz gab für Privatsphäre.
Später kamen in der riesigen Anlage noch Gebäude dazu; eine orthodoxe Kirche wurde 2002 hier her verfrachtet, da sie einer Kohlenmine weichen musste. Immerhin wohl mit der Segnung des Patriarchen. Wer danach erschöpft ist, sollte das dortige Restaurant allerdings meiden. Besser danach im benachbarten Park im Café La Biblioteca einkehren. Auf dem Weg kommt ihr an einer Mark Twain Statue vorbei. Keine Ahnung, wie er zu dieser Ehre kam, aber sein Motto gilt ja weltweit: Reisen ist tödlich für Vorurteile 🙂
On the railway again
Es geht weiter ostwärts: mit dem Bosporus-Express die nächsten 22 Stunden durch Bulgarien nach Istanbul. Dieser wird irgendwann mit dem Zugteil aus Sofia zusammen gekoppelt. Ihr könnt übrigens problemlos auf der Website der Rumänischen Bahn Tickets online erwerben. Die Schlafwagenabteile (es war nur ein Waggon ab Istanbul) sind nämlich schnell ausgebucht.
Einen Speisewagen gibt nicht; alle haben folglich Essen, Obst und Getränke gebunkert. Ich lese natürlich „Mord im Orientexpress“; die hatten zwar vorzügliche Menüs, dafür aber auch bald eine Leiche im Zug. Mitten in der Nacht müssen wir dafür – meine Mitreisenden sind u.a. eine Schweizerin und eine Erasmus-Studentin aus Pankow (!) mit ihrem albanischen Freund – mit unserem gesamten Gepäck an der türkischen Grenze den Zug zur Passkontrolle verlassen. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob der Mann, der dort nachts um 3 Uhr Tee und Sesamkringel verkauft, auch ein Grenzbeamter ist.








und hier noch ein paar Bauernhäuser ….. man schafft ja eh nicht, in alle Gegenden zu reisen.









