Durch das siebenbürgische Rumänien
Ihr könnt über Wien und Budapest Siebenbürgen mit der Bahn erreichen. Okay, manchmal hält der Zug auf freier Strecke, schleppt sich mit letzter Kraft in den nächsten kleinen Bahnhof und dort muss die Lok gewechselt werden. Beim Zwischenstopp in Alba Lulia mit der gewaltigen Karlsburg entpuppte sich der von Google Maps angezeigt kürzeste Weg über eine Grünfläche/Park als riesiger Friedhof, die hier alle weiß schimmern durch weiße Gräberflächen, Kreuze und Wege. Gott sei Dank musste ich nicht mit meinem Gepäck eine Trauergesellschaft passieren.
Zurück in Sighisora
Die hoch gelegene Altstadt des ehemaligen Schässburg ist einer der Orte, wo man mal für ein paar Stunden rumspaziert und denkt: hier mal ein paar Tage bleiben. Es könnte sofort eine Mittelalter-Serie gedreht werden, überall gibt es kleine Türme, alte Gassen und einen komplett mit Holz überdachten Weg zur höher gelegenen Kirche.
Die Restaurants wie das im Hotel Sighisora oder Hotel Graf , jeweils mit Terrasse im Innenhof, bieten gutes traditionelles Essen und im Café Cositorarului sitzt es sich immer noch wie in einer begrünten Laube.
In der kleinen zauberhaften Pension Casa Zatler beim morgendlichen Kaffee in der Sonne stundenlang Patrick Fermor lesen und dann sich auf den Weg zu einem besonderen Ort machen – den ganz oben liegenden alten deutschen evangelischen Friedhof. Für mich ein ganz besonderer Ort, da mein Großvater im Ersten Weltkrieg schwer in Rumänien verwundert wurde; aber überlebt hat, alt wurde und hier nicht auf einem Soldatenfriedhof liegt.
Musik in seiner Vielfalt
Ende August findet hier seit 2001 (!) das Proetnica, ein interkulturelles Festival für Musik und Tanz, statt, was in der ganzen Altstadt gut hörbar ist 🙂 Es lässt das Herz der Ethnologin natürlich höher schlagen 😉 bei all den Trachten, Tänzen und Gesängen von so vielen Gruppen in Rumänien: ein Mix aus Rumänen, Deutschen, Roma, Griechen, Bukowinern, Juden, Moldauern, Mazedoniern, Albanern etc. Das Ziel ist: „den sozialen Frieden in einer stabilen, demokratischen und pluralistischen Gesellschaft zu stärken, bietet jede Ausgabe eine Plattform für die in Rumänien zusammenlebenden Ethnien“.
Bach in Brasov
Bekannt ist die Gegend für seine vielen Kirchenburgen, Harman – auf deutsch Honigburg – liegt ganz in der Nähe von Brasov. Die Anlage verfügt auch über ein Guesthouse und einen kleinen Campinplatz.
Die riesige gotische Schwarze Kirche in der Altstadt von Kronstadt , wie die Stadt auf deutsch heisst, ist wieder ein schönes Bespiel für das Zusammenspiel von allem. Erbaut im 14./15. Jh. und später dann Zentrum der Reformation in Siebenbürgen; nach einem Brand im 17. Jh. (daher der Name) der Wiederaufbau und wohlhabende Zunftmeister spendeten anatolische Teppiche als Wandschmuck. Die große mechanische Orgel baute 1839 der Berliner Orgelbauer Carl August Buchholz. Seine Werkstatt befand sich in Berlin Ecke Kleine Hamburger/ Auguststrasse! Wer nicht bis Siebenbürgen reisen mag: In Barth am Bodden gibt es die am besterhaltene in Deutschland.
Die Kirchenbänke von 1937 haben wiederum klappbare Rücklehnen, so dass wir alle das Orgelkonzert „von vorn“ erleben können. Es wird natürlich viel Bach gespielt, es passt einfach perfekt.
Danach ins Restaurant Ograda essen gehen, einen Drink im Café Central Brasov oder einen Wein im Juno Wine Garden und dann in das beste Bett ever fallen: im liebevollen airbnb von Adreea 🙂











