Immer wieder Istanbul
Wer Berlin liebt, wird auch sein Herz an Istanbul verlieren. Hier ist alles noch lauter, schneller und die Menschen offener. Am Ende meiner langen Reise war ich das letzte Mal da gewesen; damals lag Schnee.
Diesmal also mit dem Zug aus Bukarest und nach vielen Stunden tauchte endlich das Marmarameer auf, dann in die Metro und auf einmal ist man wieder in Beyoglu. Am ersten Abend ging es direkt ins Ara Güler Museum, wo die Eröffnung einer Retrospektive von Robert Capa – in Zusammenarbeit mit dem Capa Center in Budapest, wo ich erst vor zwei Wochen war, stattfand. Er war 1946 in Istanbul gewesen und hat die damalige Stadt portraitiert.
Dort war ich mit einen Freund meines Sohnes aus Berlin verabredet, der gerade mit dem Fahrrad nach fünf Wochen in Istanbul angekommen war. Wer fliegt eigentlich noch nach Istanbul ;-))



Die Stadt der Katzen
Wahrscheinlich kommt auf jeden Einwohner eine Katze, sie sind jedenfalls die Königinnen der Stadt. Ich vermute, neben den Lebensmitteln und dem öffentlichen Verkehr wird sich Erdogan hüten, das Katzenfutter nicht zu subventionieren. Ansonsten sind die Preise in Folge der Inflation alles andere als lustig und die Leute extrem unzufrieden mit der Situation. Einfache Lokale wie das Karaköy Balik Evi direkt am kleinen Fischmarkt an der Galata-Brücke sind jedoch günstig und oft besser als die schicken.
Man merkt auch als Touristin die politische Situation: Eine Protestveranstaltung (nicht erkennbar, ob Gewerkschaft oder CHP) mit ca. 30 Personen wurde von 100 Polizisten umringt.
Die Studentin aus Pankow in dem Bosporus-Express hatte mich darauf hingewiesen, dass man die eSim Karten schon vorab aktivieren sollte, da es in der Türkei seit Juli blockiert wird. Was ich dilettantisch, wie es manchmal meine Art ist, schon gemacht hatte …
Ein Konzert der anderen Art
Zufällig entdeckte ich an der Krim-Gedenkkirche, dass am nächsten Abend ein Orgelkonzert stattfinden würde. Ja, die Kirche heißt wirklich so; sie ist eine anglikanische Kirche zum Gedenken des Krimkrieges im 19. Jh; sie läuft aber auch unter dem Namen Maria-Kirche.
Scheinbar begleiten mich Orgeln auf dieser Reise, wie beim Konzert in Brasow. Hier zeigte die Auswahl der Stücke verschiedener Komponisten sehr gut, was in einer Orgel musikalisch alles drin steckt – selbst Bach wurde variantenreich gespielt. Zudem bekamen wir von Tarkan noch eine Einführung, wie eine Orgel eigentlich funktioniert. Er setzt sich mit Istanbul Pipe & Reed Organ für eine Orgelkultur sowie den Orgelbau in der Türkei ein. Wenn mitten im Stück dann parallel der Muezzin ruft, bin ich in meinem kleinen idealistischen Film – dass ein friedliches Nebeneinander von Kulturen und Religionen möglich ist.
Friedlich ist es auch auf den Prinzeninseln im Marmarameer; die Fährfahrt nach Burgadazasi dauert 45 min und man wandelt an Feigenbäumen und Pinien vorbei und schaut auf die 20 Millionenstadt, deren Ausmaß erst von den Inseln wirklich erkennbar ist.
Welche Seite ist nun welche?
Ganz zum Schluss musste ich doch noch bei meinem Lieblingsladen Galata Towels vorbei schauen, irgendwer hat ja immer demnächst Geburtstag. Beim Shirtladen CrashGalata konnte ich widerstehen, mein Gepäck soll ja leicht bleiben.
Und hier noch für alle die Eselsbrücke: Karaköy mit „R“ wie in Europa liegt auf der europäischen Seite und auf der asiatischen Seite liegt Kadiköy. Wenn ihr falsch fahrt, macht das nix … dann dreht ihr eben eine Ehrenrunde und genießt den Ausblick auf diese wunderbare Stadt.














