Mit dem Dogu Express nach Kars
Zum ersten Mal erzählte mir ein Kollege von dem Zug, als ich als Ziel meiner Reise den Ararat nannte. Die touristische Variante mit langen Stops fährt allerdings nur im Winter, da die einheimischen Reisenden den Schnee auf der anatolischen Hochebene sehen wollen.
Man kann den Zug problemlos auf der Website der Bahn buchen (und übrigens auch easy stornieren und neu buchen). Die Schlafwagenabteile lieber nicht zu spät buchen. Achtung: machmal funktioniert die englische Seite nicht, manchmal ist es der falsche Browser, manchmal akzeptiert das System die eine Kreditkkarte nicht, aber nicht aufgeben, irgendwann geht es :-)))
Hinter dem schicken Bahnhof in Ankara liegt der alte, an dem auch der Dogu Express einmal täglich losfährt. Die Fahrtzeit beträgt 24 bis 30 Stunden und dies beschreibt es ziemlich exakt; wir haben 29 Stunden benötigt und der Speisewagen gab nicht so viel her. Clever, wer sich Bier oder Wein einpackt. Aber die Aussicht entschädigt alles: Es ist eine beeindruckende und abwechslungsreiche Fahrt, ich habe eigentlich ständig am Fenster gehangen.
In der Grenzregion
Kars liegt nah zur armenischen Grenze auf 1.700 m Höhe und leider ist das Verhältnis immer noch nicht freundschaftlich. Die Stadt war erst armenisch, lange osmanisch und dann im 19. Jh. russisch. Nach dem 1. Weltkrieg wurde sie dann von 1919 bis 1920 wieder armenisch; danach gab die Sowjetunion die Region an die Türkei ab und erhielt dafür Batumi. Und immer heißt das für die dort lebenden Menschen: bleiben und anpassen oder gehen? Beides mit unsicherer Zukunft …
Viele der alten Häuser wirken russisch, erbaut aus schwarzen Basaltsteinen im „Baltischen Stil“, von dem ich noch nie gehört habe … wahrscheinlich klingt es besser als russischer Stil. Kirchen, ob die armenische Kathedrale der Apostel oder die russische, wurden umgebaut zu Moscheen. Wobei die russische unter Atatürk lange eine Sporthalle war und erst seit 1985 eine Moschee.
Ein 2006 entstandenes Denkmal der Menschlichkeit, welches für Frieden zwischen Armeniern und Türken warb, musste 2011 auf Geheiß von Erdogan wieder abgerissen werden.
Die Russen hatten in Kars auch eine Käseproduktion für Greyerzer etabliert; mit schweitzer Unterstützung wurde diese dann nach 1920 ausgebaut und heute ist gefühlt jedes zweites Geschäft in Kars ein Käseladen. Und eins der wenigen gut gemachten kleinen Museen ( mit Betonung auf „klein“), die ich auf meinen Reisen gesehen habe, ist das Käsemuseum. Zudem gibt es auch überall Honig – beides aber eher abgepackt für Großfamilien. Gut unterkommen könnt ihr im Ahiska Palas oder im Minhman Konak, einfaches Essen gibt es im Düsler Sokagi oder etwas gemütlicher im Hanemeli. Übrigens: Wein und Bier stehen oft nicht auf der Karte, einfach fragen 🙂














