Im Donaudelta
So oft war ich jetzt schon an diesem Fluss: in der Wachau, in Wien und Budapest … ein paar Tage bin ich auch an ihm entlang geradelt. Aber seit meiner Kindheit wollte ich immer wissen, wie das Donaudelta eigentlich aussieht.
Die Anreise ist leichter als gedacht: mit einem frühen Augustina Bus (Abfahrt in der Nähe des Gara Nord in Bukarest) geht es nach Tulcea. Der Bus hält dann direkt bei der Reederei Navrom Delta, wo die Fähren losfahren. Ihr könnt im Restaurant Liman auch eine Pause machen. Die einfache Fähre benötigt zwei bis vier Stunden, der Katamaran im Hochsommer nur 1,5 Stunden bis zum letzten Ort.
Achtung: Reisen läuft nicht losgelöst vom aktuellen Geschehen. Die Stadt liegt nur 5 km von der Ukraine weg; die Einheimischen erzählen, dass man hier öfter Detonationen hört. Das wird mir im Donaudelta öfter so gehen. Zudem am Strand des Schwarzen Meeres hinter dem Horizont die Krim liegt, was die ganzen Tage nicht in meinen Kopf geht. Für die Locals ist der Krieg sehr nah, jeder hat eine sehr klare Meinung zu dem Wahnsinn. Und ja, sie brauchen die Touristen im Delta.
Sfantu Gheorghe am Rand des Deltas
Ich wollte einen kleinen Ort an der Küste und fand mich im Kindheitsparadies: Nur Sandwege, viele Reetdachhäuschen, überall Weintrauben und Feigenbäume, entspannte Hunde und Kühe, denen man ständig über den Weg läuft. Das Meer ist nicht weit weg und hat genau die richtige Temperatur, die Wellen sind großartig. Und abends begegnet man den halbwilden Pferden auf dem Heimweg. Gibt es schönere Ferien?
Zimmer vermietet Edy, der das Haus seines Großvaters Casa Pescarului La Maxea am Dorfrand ausgebaut hat; mit ihm kann man auch Bootstouren ins Delta zu den Pelikanen oder den Eichenwäldern machen. Seine Frau kocht reichliches Abendessen und meinte auf meine Frage nach einem Zimmerschlüssel: „Den brauchen wir hier nicht.“ 🙂 Wenn ihr Glück habt, sind andere Gäste da, die selbstgemachten Palinka, einen köstlichen Pflaumenschnaps, mit dabei haben. Schöne Bungalows mit Sommerküche unter dem Namen Gradina Aricilor näher zum Strand vermietet Dragos. Mit ihm könnt ihr zudem auf Kayaktour gehen! Er kann auch den Kontakt zum Ornithologen Razvan für eine Bootstour herstellen.
Wer es einfach haben will, kann im Green Dolphin Campground sein Zelt aufschlagen oder einen kleinen einfachen Holzbungalow mieten.
Das große Geld ist noch nicht angekommen
Man kann nur hoffen, das der Toursimus „sanft“ bleibt. Einige Ort sind aufgrund ihrer abgelegenen Lage etwas geschützter, aber auch in Mestia in Svanetien oder in Theth in den albanischen Bergen kommen durch gut ausgebaute Straßen bzw. Flughafen immer mehr Gäste an. Und die Frage ist immer: Werden sie die Fehler der anderen wiederholen?
Hier im Dorf gibt es quasi nur ein gutes Restaurant – das La Sfatoi (abends reservieren) am Hafen, was völlig ausreichend ist. Alle die vermieten, bieten übrigens auch Abendessen an. Kaffee bekommt man zu dem bei Delta Café auf dem Weg an den Strand gegenüber dem Campingplatz oder in einer der drei Strandbars.
Mitte August ist hier immer das Filmfestival Anonimul und auch danach gibt es jeden Tag Openair Kino oder auch mal ein kleines Live- Konzert. Aber die Hähne krähen früh, ihr braucht keinen Wecker 😉
Die Anreise nach Murighol ist einfacher, da der Ort neben einer Fähre durch eine Straße auch per Bus oder Auto zu erreichen ist. Von hier können auch Boottrips ins Innere des Deltas gebucht werden. Unterkommen ist möglich im Manu B&B oder Casa Traditionala Clisciova.
Also, wenn ihr wissen wollt, wie das Fischland meiner Kindheit ausgesehen hat, fahrt ins Donauldelta …





















