Zwanzig Monate
Zwanzig Monate, so lange war ich unterwegs. Ganz am Ende besuchte ich noch einmal die Orte des Anfangs meiner Reise in Österreich, Prag und Sachsen. Nun bin ich wieder in meiner Heimatstadt Berlin, die gerade in diesen Tagen viele Ankommende begrüßt, die aus weit dramatischeren Gründen unterwegs sind, angekommen. All die ganzen letzten knapp zwei Jahre konnte ich friedlich reisen, wurde überall willkommen geheißen und hatte wundervolle Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Dafür bin ich unendlich dankbar!
Zwanzig Monate reiste ich durch 16 Länder – per Auto, Bus, Bahn, Flugzeug, Segelboot, Kleinbus, Jeep, Longtailboat, Cessna, Fahrrad, Pferd, Fähre und tatsächlich auch zu Fuß. Übernachtet habe ich in Zelten, Hostels, Booten, Kinderzimmern (mit und ohne Meerschwein), Ferienhäusern, Holzhütten, Lodges, Weingütern und VW-Bussen. Mit vielen Leuten, die ich traf, habe ich unzählige gute Gespräche geführt – meist bei ebenfalls gutem Wein. Öfters habe ich irgendwo einen Stop eigelegt und Menschen bei ihren Vorhaben geholfen, ob Bäume pflanzen, Zimmer streichen, Boote putzen und schleifen, nähen, Fallobst sammeln, auf einem Weingut Reben beschneiden oder Kinder bestricken . Immer probierte ich neues Essen aus, ob Garküche oder edles Restaurant. Neben Teppichen, Stoffen, Gewürzen und Rezepten habe ich Glas von Stränden nach Hause gebracht … vom östlichen Mittelmeer, der Küste Maines, vom chilenischen Pazifik, den Küsten Kaliforniens und Costa Ricas, der Andaman Sea und dem Golf von Thailand.
Wie ein Fisch im Wasser
Auch wenn ich die Pandemie zunächst nur als Hindernis begriff, eröffnete sie mir eine andere Form des Reisens. On the road zu sein, fühlte sich absolut richtig an. Davon jahrelang zu träumen oder Bücher darüber zu verschlingen, kann sich dann in der Wirklichkeit des Reisens ja ins absolute Gegenteil verkehren. Ich selbst kam mir vor wie ein Fisch im Wasser; es gab kein gutes oder schlechtes Wetter, es gab kein schönes oder hässliches Dorf, kein interessante oder langweilige Geschichte. Es war immer alles so wie es war – wirklich und nur in diesem Moment. Punkt.
Die letzten Tage war ich wieder am Strand meiner Kindheit auf dem Fischland, wo die Kiefern bis an den Strand reichen. Ich habe auf den Horizont geblickt, der so lange als eine Begrenzung erschien. In meinem Kopf spuken die nächsten Ziele herum und ich hoffe inständig, dass die Welt nicht weiter aus den Angeln gerät.